Konzession an sich selbst geben
Auricher Stadtwerke auf rechtlich glattem Parkett
Aurich (on/gfa) – Mit einem zweiten Anlauf will die Stadt Aurich die Konzessionen Strom- und Gasnetze neu ausschreiben. Bislang wurden sie von der EWE betrieben. Aurich will allerdings diese Netze künftig selbst betreiben – gemeinsam mit dem Windenergie-Anlagen Hersteller Enercon. Dazu wurde im vergangenen Jahr die Stadtwerke Aurich Holding GmbH gegründet an der Enercon 40 Prozent Anteil hat.
Mit diesem Vorhaben muss die Stadt Aurich die Konzession an sich selbst vergeben, was juristisch kein einfaches Unterfangen ist. Sie muss sich selbst – objektiv – als besten Anbieter bewerten, den sie steht natürlich in direkter Konkurrenz zu anderen Bewerbern – hier, der EWE.
Bei der ersten Ausschreibung meldete EWE rechtliche Bedenken an, die offensichtlich auch zutreffend waren. Bei der nun zweiten Ausschreibung will sich die Stadt nun von einem renommierten Unternehmen beraten lassen. Dies wird die Stadt mindestens 100.000 Euro kosten – und das, obwohl gerade alle Haushaltspolitiker Sparmaßnahmen und Steuererhöhungen diskutieren, da die Haushaltslage der Stadt längst nicht mehr so üppig ist, wie man das hier seit Jahren gewohnt war.
Damit es nun ordentlich aussieht, soll diese erneute Konzessionsvergabe nicht mehr – wie bisher – vom Ersten Stadtrat Hardwig Kuiper, sondern von Fachbereichsleiter Kai-Michael Heinze begleitet werden. Kuiper ist seit Dezember vorigen Jahres stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke. Deswegen muss es bei der Ausschreibung eine strikte Trennung geben“, erklärte Kuiper gegenüber den in Aurich escheinenden Ostfriesischen Nachrichten (ON). Über das Vorgehen sei auch die Kommunalaufsicht des Landkreises Aurich informiert worden, die fortlaufend in den Ausschreibungsprozess eingebunden werden soll, so Kuiper gegenüber ON.
Den Vorgang kommentiert GFA-Ratsmitglied Hans-Gerd Meyerholz
Bekanntlich hat Enercon auf den Ihr zustehenden stellvertretenden Aufsichtsratsposten bei den Stadtwerken Aurich verzichtet und stattdessen den 1. Stadtrat Hartwig Kuiper vorgeschlagen. Deshalb kann Kuiper die zu wiederholende Ausschreibung der Strom- und Gasnetze auch nicht selber begleiten, sondern muss sich von Fachbereichsleiter Kai-Michael Heinze vertreten lassen.
Und "damit diesmal alles rechtlich einwandfrei abläuft, will die Stadt sich von einem renommierten Unternehmen beraten lassen!" so Kuiper lt. ON.
Das hatten wir doch schon einmal!?
Auch 2011 hat sich die Stadt für viel Geld von einem renommierten Unternehmen beraten lassen, um sicher zu gehen, dass die sehr komplizierte Ausschreibung fehlerlos erfolgt. Anderenfalls laufe die Stadt Gefahr, dass die Ausschreibung wiederholt werden müsse. So wurde jedenfalls 2011 von Seiten des 1. Stadtrats Kuiper argumentiert und der Rat hat entsprechend beschlossen.
Und was passierte? Es wurden trotz der renommierten Beratung Fehler gemacht, so dass die Stadt jetzt die Ausschreibung wiederholen muss. Und erneut muss die Stadt tief in das nicht mehr so gut mit Steuergeldern gefüllte Stadtsäckel greifen, um die Beraterfirma zu bezahlen.
Hoffentlich hat der 1. Stadtrat diesmal mehr Glück bei der Auswahl des renommierten Unternehmens! Vielleicht ist hilfreich, dass die Stadt diesmal die Kommunalaufsicht Landkreis Aurich von Beginn an beteiligen und in den Ausschreibungsprozess einbinden will.
Besser wäre natürlich aus meiner Sicht, auf die eigenen Stadtwerke zu verzichten und sich mit der EWE zu arrangieren, die der Stadt ein lukratives und dazu risikoloses Angebot unterbreitet hat.