Sollte selbstverständlich sein, ist es aber nicht. In der Kreisvolkshochschule Norden erhalten Mitarbeiter für gleiche Arbeit erheblich weniger als ihre Kollegen in Aurich. Der Grund liegt im Norder Haustarif, der sehr viel geringere Löhne vorsieht als der in Aurich angewandte Tarif für den öffentlichen Dienst (TVöD).
Zwar versuchen Betriebsrat und einige Kreistagsmitglieder seit vielen Jahren, eine Änderung herbeizuführen, doch SPD und CDU sahen keinen Grund für eine gerechte Bezahlung der Norder Mitarbeiter. Sie hielten an der unterschiedlichen Bezahlung fest und wurden hierbei durch die Leitung der KVHS Norden unterstützt, die noch am 31.5.2015 "lieber sichere Arbeit als höheren Verdienst" wollte, wie eine Schlagzeile am 31.5.2015 im Ostfriesischen Kurier offenbarte.
2015 hat dennoch eine Mehrheit des Kreistages (ohne die Stimmen der CDU) beschlossen, mit der Angleichung der Gehälter zum 1.6.2016 zu beginnen.
Tatsächlich aber passierte wiederum mehrere Jahre nichts. Erst zum 1.1.2019 begannen der Landrat und die KVHS Norden mit der Umsetzung des Kreistagsbeschlusses und schlugen in der Sitzung der Gesellschafterversammlung am 26.3.2019 eine prozentuale Erhöhung der Gehälter um jeweils 4,1 % in den Jahren 2019 bis 2021 und eine weitere Erhöhung von 7,27% im Jahr 2022 vor. Dadurch sollte eine gleiche Bezahlung erreicht werden.
Die GroKo von SPD und CDU im Landkreis machte sich diesen Vorschlag zu eigen und bestätigte in einem gemeinsamen Antrag noch einmal ihre Auffassung, dass dadurch zum 1.1.2022 "der Eintritt in die TVöD-Entgelttabelle" erreicht sei.
In der Gesellschafterversammlung am 24.6.2019 wurde die Gehaltsanpassung dann beschlossen.
Leider unterliegen Verwaltung und SPD/CDU einem Irrtum. Durch die beschlossene Gehaltsangleichung ab 2022 werden die Mitarbeiter in Norden und Aurich immer noch keinen gleichen Lohn erhalten, die Ungerechtigkeit bleibt also bestehen.
Am von der Geschäftsführung in der Beschlussvorlage angeführten Beispiel einer Bürokauffrau mit neun Jahren Betriebszugehörigkeit soll dies verdeutlicht werden.
Die Bürokauffrau in der KVHS Norden erhielt 2018 rund 2.058 Euro Gehalt, die Kollegin in der KVHS Aurich jedoch rund 2.795 Euro, ein Unterschied von rund 737 Euro und das monatlich!
Bei dreimal 4,1 % in den Jahren 2019 bis 2021 und einmal 7,27 % Erhöhung in 2022 würde das Gehalt der Bürokauffrau in Norden auf rund 2.490 Euro steigen, das der Bürokauffrau in Aurich jedoch auf rund 3.030 Euro (die Erhöhung des TVöD-Tarifs für 2022 ist unbekannt und müsste noch hinzugerechnet werden).
Das Gehalt wird also keineswegs angeglichen, sondern 2022 beträgt der Unterschied noch mindestens 540 Euro gegenüber 737 Euro im Jahr 2018.
"Übersehen" haben SPD und CDU auch, dass die Erhöhung um 4,1 % in 2019 für fast alle Mitarbeiter keine Verringerung der Gehaltsunterschiede bedeutet, sondern sogar eine Erhöhung. Zwar liegt der TVöD mit 3,01 % für 2019 prozentual niedriger, sieht dafür aber im Gegensatz zum Norder Haustarif eine Mindesterhöhung von 100 Euro vor.
Die Aussage der GroKo, 2022 würde der TVöD für alle gelten, ist unrichtig. Um ab 2022 gleiche Gehälter zu zahlen, bedarf es weiterer Beschlüsse. Diese sollte der Kreistag möglichst bald fassen, um das Zwei-Klassen-System Norden/Aurich zu beenden.