Als Enercon im Mai 2018 die Stadt informierte, dass erhebliche Vorauszahlungen der Gewerbesteuer zurückgezahlt werden müssen, war die Aufregung groß. Aus mit 55 Mio. veranschlagter Gewerbesteuer wurde über Nacht 1 Mio.!
Die Verantwortlichen der Stadt waren sich einig: Völlig überraschend, nicht vorhersehbar! So der Bürgermeister, der 1. Stadtrat und die Fraktionen SPD, CDU und GAP übereinstimmend!
Landrat Weber allerdings "wunderte sich darüber, dass Aurich vom Gewerbesteuerrückgang bei Enercon kalt erwischt wurde. Es sei doch klar gewesen, dass das neue Ausschreibungsmodell für Windkraftanagen das Auricher Unternehmen schwächen werde. Da hätte man früher reagieren müssen!" So ein Zitat in der OZ vom 25.5.2018. Und die ON schrieben am 26.5.2018: "Es ist ein Super-GAU. Aber anders als die namensgebende Atomkatastrophe handelt es sich bei der Auricher Finanzkrise um einen Unfall mit Ansage. Die Flaute beim Stadt-Hauptfinanzierer Enercon war spätestens abzusehen, als das ganze Ausmaß der neuen Ausschreibungs-Gesetzgebung im Bund deutlich wurde."
Obwohl Enercon der Stadt im Mai 2018 mitteilte, "dass man sich vorbehalte, nochmals Anpassungen an die Vorauszahlungen (der Gewerbesteuer) zu beantragen und dies voraussichtlich im IV. Quartal 2018 geschehen wird" veranschlagte der 1. Stadtrat die Gewerbesteuereinnahmen für das Jahr 2019 mit 24 Mio. Euro. Und im Januar 2019 rechnete er sogar mit 26 Mio., wie im Sonntagsblatt vom 19. Januar 2019 zu lesen war.
Doch erneute zeigte sich die Stadt überrascht: "Bis Ende Juni rechnete die Stadt mit 27 Mio., doch Anfang Juli sind Sachverhalte eingetreten, die zu einer Ergebnisverschlechterung führen. Entgegen der vorgenannten positiven Prognose muss die Einnahmeerwartung bei der Gewerbesteuer von 24 um 7 Mio. auf 17 Mio. reduziert werden." So heißt es in der Informationsvorlage (Drucksache 19/132) vom 8.7.2019 der Stadt Aurich.
Könnte das "Nichtwissen" der Stadt mit der Bürgermeisterwahl zusammenhängen oder warum hat niemand die Warnung von Enercon ernst genommen?
Man wird unwillkürlich an 2011 erinnert. Damals wollte beim Landkreis auch niemand Kenntnis davon haben, dass die UEK in 2011 Verluste machen würde. Als es am Ende 6,9, Mio. Euro waren, zeigten sich die Verantwortlichen völlig überrascht.