Aurich (gfa) – Für den Erhalt der Krankenhausstandorte Aurich und Norden hat sich die frühere Auricher Bürgermeisterin Sigrid Griesel ausgesprochen. Im Sonntagsgespräch bei Radio Ostfriesland mahnte sie jedoch an, dass dies nur dann gehe, wenn die Politik endlich den Mut findet, die Strukturen im Landkreis Aurich zu optimieren. Künftig werden Krankenhäuser in ländlichen Regionen auch die Aufgaben der Landarzt-Praxen übernehmen müssen. Für diese gäbe auch im Landkreis Aurich keine Nachfolger mehr.
Internet-Mitschnitt der Sendung
Gesundheitsreformen schaden dem Bürger
Ratsmitglied Hendrik Siebolds von der Partei "Die Linke" verwies in der Sendung auf Fehlentwicklungen der bundesweiten Gesundheitsreformen in den letzten Jahrzehnten. Diese habe zu einer strukturellen Unterfinanzierung der kommunalen Krankenhäuser geführt. Kommunalpolitik könne daran wenig ändern. Dennoch könne man nicht alles einfach zu hinnehmen. Gefragt seien hier vor allem aber auch die Bürger.
Die Auslagerung eines kommunalen Krankenhauses in die Diaspora, bezeichnete Siebolds als "indiskutabel". Dr. Michael Böckelmann, Geschäftsführer der privaten Schüchtermann-Klinik in Bad Rothenfelde betonte, dass es für Kliniken im ländlichen Raum schwierig sei, qualifiziertes Fachpersonal zu gewinnen. Neben der Vergütung würden weiche Standortvorteile zunehmend wichtiger werden. Dazu gehören unter anderem Kindergartenplätze, kulturelle Einrichtungen und Freizeitangebote im städtischen Umfeld.
Großklinik: Finanzielle Risiken nicht kalkulierbar
Anlass der Sendung war ein Informationsabend der CDU Mittelstandsvereinigung in der Gaststätte "Waldquelle" Egels. Vor rund 120 Besuchern erläuterte der Rechtsanwalt Andre Kremer aus Münster, die hohen Risiken die durch eine Zusammenlegung defizitär arbeitender Krankenhäuser entstehen können. Genau dies sind derzeit die Planungen mit einer neuen Großklinik in Georgsheil. Die Standorte Aurich, Emden und Norden sollen dann geschlossen werden.
Bei derartigen Vorhaben sei es nach Auffassung Kremerszunächst immer notwendig die gegebenen Strukturen zu sanieren. Das bedeute Reduzierung der Personalkosten und auch Einschränkungen bei der Versorgung. Werde das unterlassen, könnten sich bestehenden Probleme bei einer Zusammenlegung verfielfachen. Das Ergebnis könne dann sein, dass es gar kein Krankenhaus mehr gibt, weil dieses dann Insolvenz anmelden muss. Für ein solches Konstrukt dann noch einen Investor zu finden,sei dann äußerst schwierig. Diese Erfahrungen mache er gerade selbst im Münsterland.
Problemverursacher ist auch die Kommunalpolitik
Das eine Sanierung weh tut, Geld kostet und nicht ohne Personalabbau möglich ist, erklärte auch Sigrid Griesel. Will man die Standorte Norden und Aurich erhalten, führe daran allerdings kein Weg vorbei. Die Perspektive könne nur sein, auch in Norden die Regelversorgung sicher zu stellen und in Aurich zu bündeln. Das Problem werde hier vor allem aber durch die Politik verursacht.Die seit 1975 geltende Kreisreform, bei der der ehemalige Landkreis Norden mit dem Landkreis Aurich zusammengeführt wurde, sei praktisch nicht realisiert worden. Dies führe auch in anderen Bereichen, wie der Kreisvolkshochschule, zu erheblichen finanziellen Belastungen.
Aurich: Eine Kreisstadt ohne Krankenhaus und Bahnhof
Griesels Nachfolger im Amt, der Auricher Bürgermeister Heinz-Werner Windhorst, betonte anlässlich des Neujahrsempfangs in der Stadthalle, dass eine Kreisstadt ohne Bahnhof und kommunales Krankenhaus und in der Region nicht als gute Entwicklung betrachtet werden kann. Im Sonntagsgespräch bei Radio Ostfriesland empfahl Sigrid Griesel, sich ein Satelitenbild der ostfriesischen Halbinsel zu betrachten. Da reiche doch ein Blick um zu erkennen, wo sich die Mitte Ostfrieslands mit dem ländlichen Umfeld befindet.