Krankenversorgung muss in den Mittelpunkt
Sozialverträglicher Stellenabbau wirft neue Fragen auf
Der unbefangene Leser kann nach der Pressekonferenz mit Landrat Weber, Oberbürgermeister Bornemann und den Betriebsräten der Krankenhäuser den Eindruck gewinnen, dass es beim geplanten Bau einer Zentralklinik in Georgsheil vor allem um die Interessen der in den Krankenhäusern Beschäftigten etwa 2.500 Mitarbeiter geht. Dabei sollte doch die Versorgung der kranken Menschen im Mittelpunkt stehen.
"Weniger Mitarbeiter, kein Problem!" Noch deutlicher sagen es die Betriebsratsvorsitzenden Gaby Goldenstein (UEK) und Dietmar Bretzler (Hans-Susemihl-Krankenhaus) in der neuesten Ausgabe des Klinik-Journals der UEK: "Die Stellen können sozialverträglich gestrichen werden, indem frei werdende Stellen nicht wieder besetzt werden. Bis zur möglichen Eröffnung der Zentralklinik sei genug Zeit für einen vergleichsweisen sanften Übergang!" Zitat Ende.
Nach dieser Aussage werden in der UEK in Norden und Aurich sowie im Hans-Susemihl-Krankenhaus in Emden also 400 (vorher war von 500 – 700 die Rede) Mitarbeiter beschäftigt, die bis zur Eröffnung der Zentralklinik "sozial verträglich gestrichen" werden können. Und wer versorgt dann in der Zeit des Personalabbaus die Patienten? Sollen diese auch "sozialverträglich gestrichen" werden?
Natürlich kann die Zahl der in den Krankenhäusern Beschäftigten erst nach Fertigstellung der Zentralklinik in Georgsheil reduziert werden. Stimmte die Argumentation der Betriebsräte, könnten ja schon heute die Personalkosten für 400 Mitarbeiter gespart werden! Und diese 17 Mio. weniger Personalkosten (Zahlen der Verantwortlichen) führten dazu, dass die Kliniken sofort schwarze Zahlen aufweisen würden, eine Zentralklinik also überflüssig machten.
"Auch bei einem Erhalt müsse erheblich investiert werden, etwa 100 Mio. Euro. Das werde von den Kritikern nicht erwähnt" wird Berater Carsten Schäfer (BDO) zitiert. Natürlich ist dies bei allen Diskussionen Thema. Aber: Auch beim Bau einer Zentralklinik muss in den drei Krankenhäusern in Aurich Emden und Norden laufend investiert werden, um diese funktionsfähig zu erhalten. Hier handelt es sich nach Aussagen der Verantwortlichen um mindestens 50 Mio. Euro für die drei Standorte.
Hinzu kommen die jährlichen Verluste, die nach Aussagen des Landrats auch in den kommenden Jahren nicht wesentlich sinken werden, also weitere 70 bis 80 Mio. bei der UEK und etwa 30 bis 40 Mio. beim Hans-Susemihl-Krankenhaus, wenn man die derzeitigen Verluste hochrechnet. Für Investitionen und Verluste sind also ca. 150 Mio. aufzubringen, und zwar zusätzlich zu den Kosten für den Neubau einer Klinik in Georgsheil, die mit 240 – 250 Mio. veranschlagt werden.
Bei Kenntnis dieser Zahlen wird immer unbegreiflicher, warum die UEK nicht dem Kreistagsbeschluss entsprechend nach dem Bredehorst-Gutachten saniert wird.