Suche nach dem Schuldigen – Aufsichtsratschef macht Kritik an Auricher Stadtwerken für Scheitern der Verhandlungen verantwortlich. So lauten die Schlagzeilen am 26. Oktober 2019 in den ON. Der Aufsichtsratsvorsitzender Ulrich Kötting macht für das Scheitern der Verhandlungen die politische Stimmung in Aurich verantwortlich. Der neue Bürgermeister Horst Feddermann soll mitschuldig sein, weil er die Auflösung der Stadtwerke als eines seiner ersten Ziele bezeichnete.
Die Schuldzuweisungen von Kötting sollen von eigenem Versagen und von der Verantwortung der Mehrheit des Rates ablenken.
Wer ohne selbst nachzudenken die Vorschläge der Gutachter und des 1. Stadtrates verfolgt und berechtige Kritik abwürgt, muss sich über das Scheitern der Stadtwerke nicht wundern.
Die Antwort für die Frage nach den Schuldigen geben die ON selbst. Chefredakteur Stephan Schmidts Kommentar auf Seite 8 lautet:
Die Stadtwerke: Ein Desaster
Dort heißt es u. a.: "Die Stadtwerke waren insgesamt ein Desaster für die Auricher Ratspolitiker und die Bevölkerung. Ein Blick zurück zum Anfang. Ab 2012 liefen zahlreiche Konzessionsverträge für die Strom- und Gasnetze im Nordwesten aus. Die Unternehmensberater von Göken, Pollak und Partner aus Bremen zogen übers Land und machten Kommunalpolitikern eine Idee schmackhaft: die Netze zu übernehmen und die Entgelte selbst zu kassieren. Der EWE, durch das Prellen von Gaskunden damals am Image-Tiefpunkt, sollte ein Schnippchen geschlagen werden. Einsamer Mahner im Auricher Rat: die GFA mit Ex-Bürgermeisterin Sigrid Griesel sowie Hans-Gerd und Dr. Hans-Hermann Meyerholz. Sie hielt die Übernahme der Netze für ein Zig-Millionen Euro teures Risiko. Ihre Warnung verhallte. Der Rat gab der eigenen Firma die Konzession.
Die Ratspolitik machte im Stadtwerke-Fiasko insgesamt eine schlechte Figur. Klüger stellten sich andere an. Unter Führung des heutigen Bundestagsabgeordneten und damaligen Krummhörner Bürgermeisters Johann Saathoff und des Großefehntjer Rathauschefs Olaf Meinen nutzten miteinander verbündete Gemeinden die auslaufenden Verträge als Druckmittel gegen die EWE. Die behielt zwar ihre Netze, aber die Kommunen bekamen deutlich bessere Konditionen und Mitbestimmungsrechte.
Die Auricher hingegen stehen nach dem Scheitern der Verhandlungen vor einem Scherbenhaufen. Dem neuen Bürgermeister Horst Feddermann wird es jetzt noch leichter fallen, die Stadtwerke wie angekündigt abzuwickeln."